Maßnahmen gegen die Klimakrise

Maßnahmen gegen die Klimakrise

– Gastbeitrag von Jonas Knorr –

Die Klimakrise ist eine existenzielle Krise für die Menschheit. Wenn wir nicht geschlossen und entschlossen handeln, wird unser heutiger Lebensstil zukünftige Generationen ins Verderben reißen. Aber welche Maßnahmen sind angemessen, um die Klimakrise zu bekämpfen und vielleicht noch das 1,5 Grad Ziel einzuhalten?

Im vergangenen Jahr hat sich das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie mit dieser Frage beschäftigt und im Oktober einen Bericht dazu herausgegeben. Dieser Bericht entstand in Zusammenarbeit mit vielen renommierten Wissenschaftler:innen, wie beispielsweise Claudia Kemfert.

Deutschland standen ab dem Jahr 2020 noch 4,3 Gigatonnen CO2-Budget zur Verfügung, um das 1,5 Grad Ziel einzuhalten. Das ist nur zu erreichen, indem Deutschland bis 2035 CO2-neutral wird. Und auch das nur bei einer ab sofort sehr starken Reduktion, wie der dunkle Graph in der folgenden Abbildung zeigt.

Grafik Maßnahmen gegen die Klimakrise

Erneuerbare Energien sind logischerweise das sinnvollste Mittel, um die Emissionen im Energiesektor zu senken. Laut dem Wuppertal Institut muss der Zubau von erneuerbaren Energien jährlich circa 30 Gigawatt betragen, um möglichst schnell auf fossile Energieträger verzichten zu können.

Das ist ein Vielfaches der jetzigen Zubaurate, welche in den Jahren 2018 und 2019 nur bei durchschnittlich 6,3 Gigawatt lag. Hier braucht es auch dringend bessere internationale Zusammenarbeit, um die verschiedenen Vorteile unterschiedlicher Länder optimal zu nutzen.

Es braucht also eine bessere Energiepolitik und mehr Akzeptanz in der Bevölkerung durch eine bessere Bürger:innenbeteiligung beispielsweise bei Windanlagen. Für Schwankungen in der Energieproduktion benötigt es selbstverständlich Kurz- und Langzeitspeicher, um die Stromnachfrage flexibel bedienen zu können.

Hier bietet sich beispielsweise Wasserstoff an, wobei in einem klimaneutralen Energiesystem mit einem Bedarf von bis zu 900 Terrawattstunden pro Jahr zu rechnen ist, was 55 % des gesamten Energiebedarfs wären. Davon sollten bis 2035 20 Terrawattstunden inländisch produziert werden können. Hierfür bedarf es eines enormen Ausbaus der Elektrolyseure.

Zum Autor

Jonas Knorr

Jonas Knorr

schreibt regelmäßig auf dieser Seite über die Klimakrise. Er ist Bezirksdelegierter von Fridays for Future und leitet die Media AG von FfF auf Berlin Ebene.

Im Industriesektor ist ebenfalls Eile geboten. Auch hier muss die Energie aus erneuerbaren Energien bereitgestellt werden und eine Kreislaufwirtschaft muss eigeführt werden. Um eine sogenannten „Lock-in“, also einen Einschluss fossiler Energieträger zu vermeiden, muss sofort damit begonnen werden, ausschließlich klimaneutrale Industrieanlagen zuzulassen.

Ein weiterer extrem wichtiger Bereich ist der Verkehrssektor. Eine vollständige Elektrifizierung und Reduzierung der Fahrzeugflotte ist unabdingbar. Überall wo ein elektronischer Antrieb nicht sinnvoll ist, bietet sich die Brennstoffzelle, also ein Wasserstoffantrieb, als Alternative an. Der motorisierte Individualverkehr (MIV) muss aber generell reduziert werden und durch umweltfreundlichere Verkehrsmittel, wie das Fahrrad und vor allem einen gut funktionierenden Öffentlichen Personen (Nah-)Verkehr, ersetzt werden. Auch LKW-Verkehr sollte größtenteils auf die Schiene verlagert werden.

Um Emissionen im Bereich der Wärme einzusparen ist eine hohe Rate von energetisch sanierten Häusern erforderlich und vor allem eine Umstellung fossiler Heizungsanlagen auf nachhaltige Energieträger.

Das Erreichen von Klimaneutralität ist also eine gesamtgesellschaftliche und sehr komplexe Aufgabe und kann nur gelingen, wenn die Gesellschaft dieses Ziel erreichen will. Fehlen politischer und gesellschaftlicher Wille, ist jede wissenschaftliche Erkenntnis sinnlos.

Im nächsten Beitrag soll es um mögliche Maßnahmen konkret für Berlin gehen.

Zusätzliche Literaturquellen: Wuppertal Institut (2020), CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze. Bericht. Wuppertal.

 

In der Serie „1,5 Grad“ erklärt Jonas Knorr die Klimakrise. Zur Aufklärung über die Klimakrise wird diese Rubrik Fridays For Future Marzahn-Hellersdorf frei zur Verfügung gestellt. Für den Inhalt sind allein die Gastautor*innen verantwortlich.

 

veröffentlicht am 04.06.2021

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