Germanisches Dorf

Größte archäologische Grabung Berlins in Biesdorf

Von 1999 bis 2014 fanden an der Wuhle in Biesdorf die größten archäologischen Ausgrabungen Berlins statt. 10.000 Jahre Siedlungsgeschichte konnten dabei dokumentiert werden. In einer Sonderausstellung im Neuen Museum auf der Museumsinsel wurden einige Exponate der Öffentlichkeit präsentiert. Was mit den Exponaten im Anschluss passiert und ob diese in Zukunft in unseren Bezirk ausgestellt werden – das wurde nun durch eine Anfrage beim Senat in Erfahrung gebracht.

Mit einer parlamentarischen Anfrage von Stefan Ziller, Mitglied der Grünen Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin, wurden die weiteren Pläne für die Exponate erfragt. Insgesamt wurden rund 14.500 Einzelfunde, überwiegend Scherben von Gefäßkeramik, am Habichtshorst in Biesdorf ausgegraben. Die Exponate selber gehören dem Land Berlin.

Diese Exponate werden aktuell treuhänderisch vom Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin Stiftung Preußischer Kulturbesitz verwahrt. Im Neuen Museum wurden 93 Exponate der Grabungen während einer Sonderausstellung bis zum Januar 2021 gezeigt.

Nach der Ausstellung im Neuen Museum sind keine weiteren Sonderausstellungen geplant. Auch das Bezirksmuseum plant keine Sonderausstellungen zu den Grabungen, da damit keine größere Resonanz zu erwarten ist, als bei der Ausstellung im Neuen Museum. Außerdem seien die Planungen des Bezirksmuseums bis ins Jahr 2023 abgeschlossen.

Es wird jedoch im Bezirksmuseum in der Dauerausstellung zur Ur- und Frühgeschichte über die Grabungen in Biesdorf informiert. Neben anderen Funden ist auch ein Lackprofil eines ausgegrabenen Brunnens ausgestellt, welches schon Bestandteil der Ausstellung auf der Museumsinsel war.

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Bronzeschmuck in Widderkopf-Form Bronze, Marzahn, um 100 v. Chr.
© Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte / Cl. Klein

Hirschmaske

Hirschmaske Geweih / Knochen, Biesdorf, 9000–8000 v. Chr. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte / Cl. Klein

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Pokal Keramik, Biesdorf, 1.–3. Jahrhundert n. Chr. © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte / Cl. Klein

Die Replik der bekannten „Hirschmaske„, die bereits 1953 in Biesdorf ausgegraben wurde, soll ebenfalls im Bezirksmuseum ausgestellt werden. Das Original wird in der archäologischen Sammlung des Stadtmuseums Berlin aufbewahrt.

Hinweistafel Ausgrabungen SchmetterlingswiesenDie Hinweistafel im Park informiert über die Frühgeschichte von Biesdorf.

Eine Ausstellung im Schloss Biesdorf?

Auch diese Frage wurde beantwortet. Das Schloss Biesdorf hat als kommunale Galerie die Aufgabe, Werke der bildenden Kunst und des kulturellen Erbes auszustellen. Eine Ausstellung der Grabungen und somit ein Bezug zur Ur- und Frühgeschichte würden nicht in die programmatische Ausrichtung passen.

Hinweise auf den Schmetterlingswiesen

Am Ort der Ausgrabungen wird mit einem maßstäblichen Modell aus Metall von einem germanischen Gehöft sowie einer Informationsstele über die Ausgrabungen informiert. Am Boden werden Grundrisse der historischen Gebäude des Dorfes mit Hilfe von Holzstämmen und Schotter angedeutet.

Die Unterhaltung dieser Hinweise auf den Schmetterlingswiesen verantwortet das Straßen- und Grünflächenamt des Bezirkes.

Ausgrabungsstätte Vogelperspektive

Aus der Vogelperspektive können die drei angedeuteten Grundrisse erahnt werden.

Es ist sehr erfreulich, dass mit der Sonderausstellung im Neuen Museum die Hinweistafeln erneuert worden. Ich erwarte, dass diese besser gepflegt und instand gehalten werden als die vorherigen. Zusätzlich dazu sollten auch die Grundriss-Andeutungen auf dem Boden stärker als bisher gepflegt werden. Diese sind kaum noch zu erkennen.

An Ort und Stelle wurden lediglich Erdbefunde, jedoch keine Gemäuer gefunden. Somit befinden sich keine Überreste oder Gemäuer mehr im Untergrund. Lediglich ein germanischer Kalkbrenofen aus Feldsteinen wurde geborgen. Dieser wurde im Museumspark Rüdersdorf wiederaufgebaut.

 

veröffentlicht am 02.03.2021