Schloss Biesdorf

Wie Biesdorf zum Schloss kam

Das Alter sieht man der Turmvilla kaum an, doch inzwischen ist das Schloss Biesdorf über 150 Jahre alt. Zeit also, einen Blick zurück auf die aufregende Geschichte des Biesdorfer Wahrzeichens zu werfen.

Entstehung

Von 1867 bis 1868 wurde die italienische, spätklassizistische Turmvilla gebaut. Entworfen wurde das Gebäude von Heino Schmieden, der auch zahlreiche Krankenhäuser für Berlin und das Kunstgewerbemuseum mit Gropius entwarf. Den Auftrag für den Bau der Turmvilla erteilte Hans-Herrmann Freiherr von Rüxleben. Er erhielt die Villa als Hochzeitsgeschenk von der Schwiegermutter seiner Braut Anna Pauline Griebenow. Ringsum die Villa wurde der große Park angelegt.

Nachdem Werner von Siemens das Ensemble 1887 erwarb übernahm es sein Sohn Wilhelm von Siemens zwei Jahre später. Nach Plänen von Theodor Astfalck ließ er das Gebäude sanieren und die Terrassen an der Süd- und Ostseite wurden erweitert. Auch die Treppe von der Ostterrasse in den Park entstand zu dieser Zeit.

Das Schloss Biesdorf ist eines der wichtigsten Berliner Beispiele für Architektur und Gartenkunst aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Schloss Biesdorf früher

Die historische Aufnahme zeigt den noch kleinen Baumbestand.

Schlosspark

Zur Zeit als Wilhelm von Siemens das Schloss Biesdorf nutzte, wurde der Park auf 14 Hektar bis an die Bahnstrecke im Norden erweitert und mit damals noch modernen Sportanlagen versehen. Zum Beispiel einem Tennisplatz und einer Kegelbahn. Die Entwürfe erstellte Albert Brodersen, der später Stadtgartendirektor Berlins wurde.

Das Gelände wurde moduliert und durch das geschickte Spiel mit Sichtbeziehungen fiel der Blick immer wieder auf die italienische Turmvilla. Die Abwechslung aus bepflanzten Flächen und offenen Wiesen prägt noch heute das Landschaftsbild im Schlosspark.

Das Teehaus wurde von Elly von Siemens entworfen. 1998  wurde es detailgetreu restauriert.

Polizei, Wohnungen, NSDAP

Nachdem Wilhelm von Siemens 1919 verstorben war, wurde das Schloss in Wohnungen aufgeteilt. Im Erdgeschoss entstand eine Polizeidienststelle. Die Stadt erwarb das Gebäude 1927 und machte es der Öffentlichkeit zugänglich. Doch 1933 zog die Ortsgruppe der NSDAP ein. Ein Luftschutzbunker mit einem neuen Zugang zum Keller entstand. 

Vermutlich durch Brandstiftung der Nazis wurde das Schloss im April 1945 völlig zerstört. Durch die rote Armee wurde es in den Folgejahren repariert, wenn auch nur provisorisch.

Freizeitort

Nach 1954 wurden das Schloss und der Park zum Ort für Freizeitaktivitäten. Das Schloss wurde ab 1959 als erster Dorfklub Berlins und später alt Kreiskulturhaus genutzt. Die Freilichtbühne im Park eröffnete 1956. Das Gelände wurde sehr intensiv genutzt für Freizeitspiele, ein Freibad und Ausstellungen mit bis zu 25.000 Besuchern.

1979 war ein entscheidendes Jahr. Denn dann wurde das Ensemble unter Denkmalschutz gestellt und ab 1990 wieder behutsam mit alter Wegeführung und Nachpflanzungen nach denkmalpflegerischen Zielen entwickelt.

Schloss Biesdorf Wiederaufbau
Schloss Biesdorf Wiederaufbau
Schloss Biesdorf Wiederaufbau

Vor dem Wiederaufbau hatte das Biesdorfer Schloss lange kein 1. Obergeschoss.

Wiederaufbau

Von 1994 bis 2013 war das Stadtteilzentrum vom BALL e.V. im Schloss Biesdorf untergebracht. Heute ist der Sitz des BALL e.V. im Gelben Haus an der B1/B5.

2016 wurde das Gebäude nach dem Wiederaufbau des 1. Obergeschoss wiedereröffnet. Ermöglicht wurde der Wiederaufbau mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und von der Stiftung Kassenlotterie Berlin. Am 9. September 2021 jährt sich der Wiederaufbau zum 5. Mal.

Gegenwart

Heute hat eine kostenfreie Kunstgalerie unter der Kuratorin Karin Scheel die Heimat im Schloss Biesdorf. Wechselnde Ausstellungen ziehen ein großes Publikum aus der Nachbarschaft und der Berliner Kunstszene an. Infos zur aktuellen Ausstellung sind auf der Internetseite des Schloss Biesdorf zu finden.

Schloss Biesdorf innen
Schloss Biesdorf heute
Schloss Biesdorf innen

Heute ist das Schloss in einem guten Zustand. In der Galerie gibt es wechselnde Ausstellungen.

Der große Saal im ersten Obergeschoss wurde nach dem Architekten Heino Schmieden benannt. Dort finden heute unterschiedlichste Veranstaltungen statt.

Im Schlosspark befindet sich die Biesdorfer Parkbühne, die durch die Beitreiber des Kino Kiste betrieben wird. In der Freiluftbühne finden Konzerte, Freiluftkinoabende und das Rock-Festival „Rock im Grünen“ statt.

Immer im Mai findet im Schlosspark das Biesdorfer Blütenfest statt.

Mit mehr als 100.000 Besuchern im Jahr ist das Schloss Biesdorf ein echter Publikumsmagnet in Berlin.

Verein Freunde Schloss Biesdorf

Der Verein hat maßgeblich zum Wiederaufbau beigetragen und sammelt Infos rund um die Geschichte des Ensembles. Der Verein freut sich natürlich über Unterstützung. zur Webseite des Vereins

Perspektive

Der Springbrunnen im Schlosspark soll saniert werden. Die Entwurfsplanung für die Sanierung liegt vor. Anhand von alten Fotos wurde ermittelt, wie der Teich früher aussah. Die alte Gestalt soll er jetzt wieder erhalten. Dazu soll der Teich komplett entleert und die Abdichtung neu verbaut werden. Auch eine neue Fontäne wird es dann geben. Ab dem nächsten Frühjahr sollen die schützenswerten Amphibienarten umgesiedelt werden. Im Anschluss beginnen die Arbeiten.

Aufgrund der Pandemie mussten zwei Blütenfeste ausfallen. In diesem September jährt sich die feierliche Wiedereröffnung des Schlosses zum 5. Mal. Dazu wäre allemal eine Feier angemessen.

 

veröffentlicht am 11.08.2021