
Neuer CDU Thriller: How to sell Marzahn to Investoren (fast)
Es beginnt mit drei Wohnhochhäusern, einem Schwimmbad, einem Kino. Einem Park, einem Kaufhaus, einem Rathaus. Als in den 1970er Jahren der Stadtteil Marzahn geplant wurde, geschah das nicht unter dem Zwang kurzfristiger Renditeerwartungen, sondern mit dem Anspruch, eine funktionierende Nachbarschaft zu entwerfen. Das Gebiet rund um den Springpfuhl war ein Modellfall der DDR-Stadtplanung: dicht, aber grün, mit sozialer Infrastruktur und mit öffentlichen Orten. Heute, ein halbes Jahrhundert später, scheint dieses durchdachte Ensemble plötzlich zur Baureserve erklärt worden zu sein.
Zwei Investoren planen an beiden Seiten des Quartiers großvolumige Neubauten. Auf der Westseite soll ein neuer Gebäudekomplex mit mehreren Wohntürmen und einem Sockelbau entstehen. Dafür müssten jedoch der bestehende Rewe-Markt, die Apotheke, die Sparkasse und weitere gewachsene Versorgungsangebote weichen. Auf der Ostseite, dort, wo das Kino Sojus seit Jahrzehnten an bessere Zeiten erinnert, ist Ähnliches geplant: Zwei neue Hochhäuser, dazu die Überbauung von Parkplätzen, die allerdings heute noch dem Bezirk gehören.
Es sind Planungen, die nicht einfach vom Himmel gefallen sind. Und doch haben viele Anwohnerinnen und Anwohner erst spät davon erfahren und wurden nur mangelhaft beteiligt. Eine Anwohnerin beschrieb es so: „Einige sind wie vom Donner gerührt, was hier eigentlich passiert.“
Der Bauhistoriker Dr. Matthias Grünzig, mit dem ich für das neue Infovideo zu den Planungen gesprochen habe, bringt es auf den Punkt: Es geht um die Art, wie sich die neuen Gebäude – oder eben nicht – in den vorhandenen städtebaulichen Zusammenhang einfügen.
Auch Prof. Dr. Eisentraut, der einst an der ursprünglichen Planung des Quartiers beteiligt war, erkennt in den Vorhaben keinen logischen Fortschritt, sondern eine Missachtung des Gewachsenen. Das Kino Sojus etwa sei in einem schlechten Zustand, keine Frage – aber sanierbar. Dass der jetzige Eigentümer über Jahre nichts unternommen hat, sei kein Grund für den Abriss, sondern Ausdruck eines Problems, das man vielerorts beobachten kann.
Wer profitiert?
Auffällig ist, wer hinter de Projekt auf der Ostseite des Helene-Weigel-Platzes steht: ein Bauunternehmen, das bereits an anderen Orten im Bezirk aktiv ist – z.B. am Akazienwäldchen. Dass Vertreter dieser Firma an der offiziellen Dienstreise der Bürghermeisterin nach Vietnam und Japan teilnahmen, während parallel konkrete Bauvorhaben im Bezirk vorangetrieben wurden, wirft Fragen auf – die bis heute nicht beantwortet wurden.
📽 Mehr dazu in meinem neuen Video auf YouTube
Darin spreche ich mit Fachleuten, Anwohnerinnen und Anwohnern, und zeige, wie es am Springpfuhl weitergehen könnte.
veröffentlicht am 25.04.2025