Biesdorfer See Sonnenuntergang

Perspektive für den Naherholungsraum Biesdorfer See statt Aktionismus und Abschottung

Das Bezirksamt plant den Imbiss in dieser Saison abzuschaffen und den Zugang zur Badestelle zu erschweren. Die Liegewiese soll zurückgebaut werden. Doch es gibt auch Lösungen, die weniger aktionistisch sind und nachhaltig die tatsächlichen Herausforderungen anpacken.

Die Pläne des Bezirksamtes kamen überraschend. Unabhängig von der Frage, ob das Baden langfristig vor Ort realisierbar ist, haben die Anwohnenden sehr konkrete Probleme: Lärmbelästigung, Vermüllung, Kriminalität. Daher ist es grundsätzlich positiv zu bewerten, dass das Bezirksamt endlich tätig werden will.

Im Bezirksparlament wird um die beste Lösung noch gerungen. Das hindert die Stadträtin nicht daran plötzlich im letzten Jahr der Legislatur tätig zu werden. Die dabei herausgekommenen Maßnahmen gehen an den Bedürfnissen der Anwohnenden vorbei.

In den Abendstunden, wo die meiste Lärmbelastung auftritt spielt das Baden eine untergeordnete Rolle. Besonders beliebt sind dann die Bänke und Tischtennis-Platten rund um das Volleyballfeld. Trotzdem soll jetzt als erste Maßnahme das Baden erschwert werden.

Auf meine Initiative hin hat mein Kollege, Stefan Ziller, beim Bezirksamt nachgefragt. Die Antworten verblüffen.

Demnach liegen dem Bezirksamt keine Messergebnisse der Wasserqualität der letzten fünf Jahre vor. Insofern ist es Mutmaßung, wie geeignet das Wasser isoliert betrachtet tatsächlich für etwaige Badenutzungen ist.

Des Weiteren geht aus der Anfrage hervor, dass zwischen 2017 und 2020 insgesamt 17 Parkverstöße vom Ordnungsamt erfasst wurden. Von der Polizei wurden zwischen 2016 und 2020 66 Parkverstöße geahndet. Dabei bleibt die Frage offen, ob der See oder der Bahnhof Ziel der Parkenden war. Insgesamt wurden von der Polizei und dem Ordnungsamt nur 30 Parkverstöße auf der Seite des Sees nördlich der Bahntrasse geahndet. Der von der Stadträtin vermittelte Eindruck die Ordnungsbehörden würden regelmäßig Verstöße vor Ort feststellen und ahnden, bestätigt sich aus der Antwort auf die Anfrage nicht.

Das Bezirksamt beantwortet die Anfrage nach den vor Ort aufgestellten Hinweisschildern unvollständig. Aus der Antwort geht hervor, dass kein einziges Schild mit „Baden verboten“ rund um den See aufgestellt wurde. Auch wurden zwei Schilder gänzlich ausgelassen in der Beantwortung der Anfrage. Es stellt sich die Frage, ob dem Bezirksamt die eigene Beschilderung bekannt ist. Dies wäre aus meiner Sicht die Grundlage für ein Konzept zur Bewältigung der Herausforderungen vor Ort.

Biesdorfer See Imbiss

Die Nutzungsvereinbarung mit dem Imbiss-Betreiber wurde für die Dauer von einem Jahr abgeschlossen und für die nächste Saison nicht verlängert.

Die vorhandene Infrastruktur (sprich Volleyballfeld, Liegewiese, Tischtennisplatten, Sitzmöbel etc.) wurde mit Ausgleichs- und Ersatzmitteln der Hochleistungssedimentationsanlage finanziert. Diese Anlage reinigt das Regenwasser bevor es in den See eingeleitet wird.

Es ist äußerst problematisch, Infrastruktur, die als Ausgleich geschaffen wurde, nun zurückzubauen. Doch genau dies wird durch die Stadträtin vorgesehen – ohne Benennung möglicher Alternativ-Standorte für das Stadtmobiliar.

Schlussendlich stellt sich die Frage, wie durchdacht die von der Stadträtin erwägten Maßnahmen tatsächlich sind.

Bündnis 90/Die Grünen haben immer eine klares Konzept kommuniziert. Der Naturraum soll erhalten werden, Sicherheit vor Ort ist zu gewährleisten und unter Beteiligung der Anwohnenden sollte ein langfristig akzeptiertes Gesamtkonzept erarbeitet werden. Nur so lässt sich eine wirksame Antwort auf die andauernde Lärmbelästigung finden.

Die Bündnisgrüne Gruppe in der Bezirksverordnetenversammlung setzt sich dafür ein, dass auch zukünftig der Naherholungsraum für die Menschen in unserer Nachbarschaft zur Verfügung steht und lehnt Aktionsmus mit Abschottung ab. Personelle Ordnungsmaßnahmen und eine erhöhte Präsenz der Ordnungsbehörden könnten für eine Verminderung der Lärmbelästigungen sorgen. Dies hat für die zuständige Stadträtin derweil offenbar keine Priorität.

 

veröffentlicht am 17.02.2021