Biesdorfer Stadtgarten – Pflege mit Plan?
Menschen aus der Nachbarschaft haben sich wegen der Pflege des Stadtgartens in Biesdorf an mich gewandt. Wegen der Bewässerung der Bäume und der Mahd der Wiese. Heute kann ich endlich die Antworten auf meine Anfrage dazu teilen.
Der Biesdorfer Stadtgarten ist die optische Verlängerung des Elsterwerdaer Platzes und befindet sich eben zwischen jenem und dem Kindergarten casa dei bambini am Grabensprung. Und doch könnten beide Flächen unterschiedlicher kaum sein. Der Biesdorfer Stadtgarten ist grün und belebt durch die Spielplätze, vielen alten sowie jungen Bäumen und offenen Wiesen. Der Elsterwerdaer Platz ist grau, trist und muss noch eine Verwandelung erfahren, um ebenso beliebt und belebt zu werden.
Speziell die Trockenwiese benötigt eine besondere Pflege. Hier sollen viele blütenreiche Pflanzen wachsen und die Biodiversität fördern.
Mit einer Anfrage habe ich mich an das Bezirksamt gewandt. Der Grund: Die Trockenwiese wird häufig gemäht, bei der Bewässerung der Bäume werden die Gießsäcke nicht gefüllt und auch Laubbläser kommen zum Einsatz, obwohl das im Handbuch gute Pflege, das für diese Fläche angewandt werden soll, explizit nicht vorgesehen ist.
Die Antworten sind einigermaßen ernüchternd, jedoch sind manche auch verständlich.
Die Bewässerungsbeutel wurden nicht vom Grünflächenamt angebracht. Sie werden für Bäume ab drei Jahren Standzeit nicht empfohlen, weil damit kein Regenschauer imitiert wird, sondern nur eine punktuelle Versorgung mit Wasser erfolgt. Deswegen neigen Bäume mit Bewässerungsbeuteln dazu, ihr Wurzelgeflecht oberflächlich auszubauen, statt in die Breite und Tiefe. Das Fachamt empfiehlt aus diesem Grund keine Bewässerungsbeutel, auch wenn diese geduldet werden. Gefüllt werden die Beutel von den Bewässerungsfahrzeugen allerdings auch in Zukunft nicht.
Immerhin soll die Mahd in den nächsten Jahren immer seltener stattfinden. Das häufige Mähen aktuell (ganze 5-mal jährlich) dient der Verdrängung vorhandener Konkurrenzpflanzen. Das Ziel sind zwei Schnitte pro Jahr.
Die vollständige Beantwortung meiner Anfrage können Sie hier nachlesen:
Frage 1: Wird das Handbuch Gute Pflege (HGP) – „Pflegestandards für die Berliner Grün- und Freiflächen“ im Biesdorfer Stadtgarten angewandt?
Die Pflegestandards nach HGP werden bei der Pflege der hochwertigen Grünanlage im Stadtgarten Biesdorf angewandt, auch in 2022.
Frage 2: Wird das Pilotprojekt, welches bis zum 31.12.2021 lief, auch in 2022 im Biesdorfer Stadtgarten umgesetzt?
Siehe Antwort auf die Frage 1.
Frage 3: Sind dem Bezirksamt Beschwerden hinsichtlich der mangelhaften Umsetzung des Pflegestandards in 2021 bekannt, wie z.B. dem Einsatz von Laubbläsern und dem häufigen Abmähen der Trockenwiese?
Die Trockenwiesen werden bis zu 5-mal pro Jahr gemäht. Der Hintergrund für diesen Turnus ist die Verdrängung vorhandener Konkurrenzpflanzen, die für trockenere Wiesenstandorte untypische bzw. unerwünschten Hochstauden und Gräser sowie der hohe Nutzungsdruck auf diesen Flächen. Für die kommenden Jahre ist vorgesehen, den Mahdturnus sukzessive bis auf eine zweischürige Mahd zu reduzieren. Der Einsatz von Laubbläsern am Standort ist dem Fachbereich Grün nicht bekannt.
Frage 4: Welche Maßnahmen hat das Bezirksamt unternommen, um die ausführenden Fachunternehmen in die Pflegestandards entsprechend des Handbuches einzuweisen und welche Kontrollen dahingehend fanden statt?
Die regelmäßige Pflege erfolgt durch das eigene Personal. Eine Fremdfirma bewässert die Jungbäume. Eine weitere Firma hat bis 2022 noch die Entwicklungspflege für die Neupflanzungen aus dem Herbst 2020 durchgeführt. Bei beiden Firmen gab es eine mündliche Einweisung in die Pflegestandards gemäß HGP.
Frage 5: Plant das Bezirksamt die Unternehmen, die mit Bewässerungsfahrzeugen die Bäume im Stadtgarten wässern, anzuweisen, auch die Bewässerungsbeutel mit Wasser aufzufüllen?
Das SGA empfiehlt den Einsatz von Bewässerungssäcken lediglich in den ersten 2-3 Jahren nach der Pflanzung. Danach erfolgt die Bewässerung in den Baumscheiben mit 100-150 Litern Wasser je Baumscheibe und Bewässerungsgang. Ab dem 3. Standjahr wird damit das Wurzelwachstum aus dem Traufenbereich der Baumkrone heraus gefördert. Der alleinige Einsatz von Bewässerungssä- cken würde dem entgegenwirken. Aus diesem Grund bringt das SGA keine Bewässerungssäcke an Jungbäumen an, die länger als 3 Jahre an ihrem Standort stehen. Die im Stadtgarten Biesdorf angebrachten Bewässerungssäcke stammen von privaten Initiatoren, werden vom SGA geduldet, jedoch nicht aktiv befüllt. Eine dahingehende Anweisung an die Bewässerungsfirma wird es daher nicht geben können.
veröffentlicht am 21.11.2022